Die junge Frau hatte genug Rothschild im Blut, um über die Mittel, die Ausbildung und das Selbstbewußtsein zu verfügen, alle Regeln der guten Gesellschaft zu brechen und trotzdem deren Ton anzugeben. Weil sie St. Jean Cap Ferrat so ursprünglich fand und im Andenken an eine romantische Schiffspassage auf der Ile de France schnappte sie dem italienischen König das Sahnestück der Landzunge weg und ließ den Hügel Plan schleifen, damit er an das Schiffsdeck eines Ozeanriesen erinnert. Das Haus als Brücke überblickt die verschiedenen Themengärten und gewährt den Blick auf’s Meer nach Backbord und Steuerbord.
Welch ein Luxus das ist merkt man, wenn man aus Hitze, Menschenmengen und Autolärm der Côte d’Azur in diese schattige, grüne und kühle Oase eintritt.
Sieben Architekten hat Madame Rothschild beim Bau der Villa verschlissen. Alle wünschten ihr die Pest an den Hals – bien sûr nachdem die Rechnung bezahlt ist. Madame gab den Ton an und gestaltete jedes Detail. Die Architekten durften nur sehen, wie sie die technischen Probleme lösen.
Eines der Probleme: 400 qm Innenhof mit einer Wölbung zu überdachen die dem Himmelsgewölbe entspricht und Möglichkeiten finden, das Gewölbe von innen in abendlichem Blau auszuleuchten. Natürlich inklusive der Sterne des Abendhimmels. So konnte die Society auch bei bewölktem Himmel empfangen werden. Musik dürfte natürlich nicht fehlen, aber damit man die Musik nur hört, läuft ein schmaler Balkon rund um den Innenhof, der die Musiker verbirgt.
Und das ist nur eines der vier Anwesen der Frau Rothschild. Jedes voll mit Kunstwerken, die nicht nur unbezahlbar sind, sondern teilweise so rar, dass man keinen Preis dafür nennen kann. Gelebt hat sie in diesen Schatzkammern nur selten. Sie vagabundierte durch die Welt, kaufte was ihr gefiel und starb schließlich auf einer Reise in Davos.