Reisen, Ereignisse und andere schöne Momente

Indian Summer in Neuengland (Oktober 2015)

Auf den Spuren der Revolution

Die Zeit heilt zwar alle Wunden, aber sie ist eine ganz miserable Kosmetikerin

Mark Twain

Um unchristliche 8:30 Uhr geht es heute Morgen mit unserer Reisegruppe weiter. Der Weg führt uns entlang des Freedom Trail, der wichtige Schauplätze des amerikanischen Unabhängigkeitskriegs miteinander verbindet. Einige Reisegefährten mögen diese Zeit noch noch aus ihren Kindertagen kennen, aber es geht insgesamt doch recht flott voran. Manchmal auch zu flott, wenn der eine oder andere enthusiastische Fotograf die Gesamtsituation aus den Augen verliert und zurückbleibt. 

Erwähnenswert fand ich die Pews (Kirchenbänke) in der anglikanischen Kirche. Der Innenraum der Kirche besteht aus lauter gepolsterten Boxen, die von Familien gemietet wurden, um dem Gottesdienst zu folgen. Die Boxen sollten im Winter die Kälte draußen halten. Dazu nahm man kleine Kohleöfen oder (große) Hunde mit in die Box. Der Winter in Bosten ist eine raue Angelegenheit. Letztes Jahr gab es bis zu drei Meter Schnee und die Temperaturen lagen über mehrere Tage hinweg unter 25 Grad Celsius. Im Moment hat Boston Glück und bekommt statt Hurrikan Joaquín eine Schönwetterfront.

Auf einen Bootstrip Richtung Charleston und zurück konnten wir die Skyline von Downtown Boston auf uns wirken lassen, aber dichtgedrängte Hochhäuser sind auch von ferne betrachtet nicht unser Ding. Die frische Luft auf dem Wasser tat aber gut und machte Appetit auf Fish Chowder und Boston Schrod am Quincy Market.

Nach Harvard ging es mit dem Bus. Dort trafen wir auf einen deutschsprachigen Doktoranden der seit ein paar Jahren in Harvard arbeitet und interessant über das Leben dort berichtete. Ein Studienjahr in Harvard schlägt mit rund 50.000 US Dollar zu Buche, aber die meisten Studenten zahlen nur einen geringen Teil davon. Die Universitätsverwaltung überlegt sogar, die Studiengebühren komplett durch Stipendien zu ersetzen. Harvard hat nämlich zum einen eine Spenderkultur, die reichlich Stiftungsgelder einbringt. Zuletzt hatte der frühere Microsoft Chef Steve Ballmer seiner Alma Mater 400 Millionen geschenkt. Daneben hat Harvard viele Gelder investiert und zieht aus diesen Investitionen Jahr für Jahr hohe Gewinne. Die Studiengebühren spielen da einfach keine Rolle mehr. Der Erfolg von Harvard hängt eher davon ab, von den klügsten Köpfen nur die Besten auswählen zu dürfen,um aus ihnen die zukünftige Elite und Führungsriege zu schmieden. Das zahlt sich dann über Spenden und Stiftungen wieder aus. 

Zurück in Boston gaben wir den müden Füßen mit einem Streifzug durch Beacon Hill und die Boston Commons den Rest. Nach Apple Cider, Caramel Cheese Cake und Tuna Salad Sandwich im Thinking Cup ging es auf direktem Weg zurück ins Hotel. Der Aufzug übrigens hat mit einer netten Stimme immer angekündigt wenn man sich abwärts bewegte, das „Going Down“ werden wir vermissen, wie das „wait“ sobald man für Grün eine Fußgängerampel drückt…