
Die Bucht der Somme ist im Club der schönsten Buchten der Welt, zusammen mit der Bucht von Rio de Janeiro. Unsere Erwartungen sind also hoch, als wir uns an Christi Himmelfahrt morgens dorthin aufmachen. Der Plan ist, zu dem touristischen Ort Le Crotoy im Norden der Bucht zu fahren und von dort die Dampflokomotive zu dem noch touristischeren Ort Saint-Valerie sur Somme im Süden der Bucht zu nehmen. Nachmittags geht es dann auf gleichem Wege wieder zurück.
Nach dem regionalen, vegetarischen, umweltbewußten, aber auch sehr köstlichen Frühstück verabschieden wir uns von Gastgebern, Hühnern, Katzen und Hunden. Die Sonne scheint und die Vorfreude auf den Tag ist groß.
Als komfortabler Ausgangspunkt für die Erkundung der Bucht kann Abbeville diesmal richtig punkten, nachdem es in der Kategorie Bummeln und Nachtleben so grandios gescheitert ist. Es dauert keine halbe Stunde bis wir den Wagen auf dem Parkplatz (große Wiese mit Parkautomat) nahe dem Bahnhof abstellen.
Die Lokomotive ist schon unter Dampf und die etwa zehn Holzwaggons stehen bereit zum Einstieg vor dem Bahnhofsgebäude. Hübsch anzusehen sind diese Waggons mit ihren kleinen Plattformen vorne und hinten zum Ein- und Aussteigen und den schmiedeeisernen Geländern. Die Holzbänke sind sind nicht sehr bequem, sehen aber schön aus. Die Holzverkleidung mit ihrem dicken, glänzenden Klarlackauftrag weckt Erinnerungen an die alten Schwebebahnwaggons die es noch bis in die 1970er gab.

Die Waggons füllen sich rasch. Viele Familien mit Kindern und Großeltern beim Feiertagsausflug. Die Kinder sind aufgeregt und doe Eltern nicht minder. Endlich geht ein Ruckeln durch den Zug uns wir rollen im Schritttempo in die Marschen. Der Rauch der Lokomotive zieht durch die offene Tür herein und wir fragen uns schon, ob die Zugfahrt eine gute Idee war. Dann wird aber das Gelände offener, der Zug wird schneller und die Schwaden verfliegen.



So geht es mit einem Zwischenstopp und Richtungswechsel etwa eine Stunde durch die Felder und Salzwiesen der Bucht. Vorbei an Schafen, Wasservögeln und Wandervögeln.


In Saint-Valerie sur Somme hält der Zug an der Hafenpromenade und wir machen uns im Sog der Feiertagsfranzosen im Slalom um Kinderwagen, Fahrradfahrern und Schaufenster-gelähmte Frauengruppen auf den Weg zu den Aussichtspunkten und zur befestigten Altstadt.

Klar, dass die Fischerei in diesem Ort nur noch Geschichte ist. Die Fischerkaten sind renoviert, hübsch dekoriert und ganzjährig rentabel vermietet. Aber die Einwohner erinnern an frühere Zeiten indem sie an einzelnen Häusern Tafeln anbrachten, auf denen Vorfälle aus dem Leben früherer Bewohner beschrieben werden. In den Seitenstraßen ebbt der Besucherstrom auch rasch ab und der Ort bekommt wieder etwas Beschauliches.


