Nachdem wir heute Morgen dem Kältetod im klimatisierten Frühstücksraum durch vorausschauende Platzwahl und winterliche Kleidung entgangen sind, haben wir uns auf den Weg zur Stadtpalast der Gräfin von Lebrija in der Calle Cuna 8 gemacht.

Sie hatte sich Anfang des 19ten Jahrhunderts dieses kleine Wohnhaus gekauft, um einen Platz für die römischen Kacheln, Mosaikböden, Skulpturen und Fundstücke sowie die andalusischen Kacheln, Möbel und Gemälde zu haben, die sie ersteigert oder gekauft hatte oder die in ihrem Auftrag unter alten Häusern freigelegt wurden. All das hat sie dort neu verlegen lassen und arrangiert.
Nachdem Sie 87jährig dort 1938 verstorben ist, wurde das Haus von Ihren Kindern übernommen. Die wohnen nur noch sporadisch dort und das im dritten Obergeschoss und wohl sehr modern. Die unteren zwei Geschosse können besichtigt werden. Da nur im unteren Geschoß fotografiert werden darf, gibt es nur darüber Bilder.








Nach einer kleinen Kaffeepause ging es dann rüber zur Kathedrale. Die Dame am Einlass hat uns netterweise eine halbe Stunde früher als gebucht hineingelassen.
In der Kathedrale selbst wurde man von der Grösse und Opulenz quasi erschlagen alleine für den Hochaltar bräuchte man eigentlich ein Fernglas um alles genau erkennen zu können, was in 10 m Höhe ist.



Hier befindet sich jetzt auch die letzte Ruhestätte von Christoph Columbus bzw. ein Teil von ihm. Nachdem er nach seinem Tod ständig wieder aus- und eingebuddelt wurde: von Valladolid wo er verstorben ist nach Sevilla von dort nach Santo Domingo danach gings weiter nach Havanna und von dort wieder zurück nach Sevilla. Nach der ganzen Reiserei seiner Gebeine sind in Sevilla nur noch 150 Gramm von ihm über… dafür hat er jetzt einen netten Sarkophag und Indien lag immer noch nicht auf seinem Weg…

Dass die Träger mit den Wappen Kastiliens und Leons aufschauen, während die mit den Wappen von Navarra und Aragón zu Boden blicken, soll angeblich darauf hinweisen, dass zunächst nur die ersteren vom Kolonialhandel profitierten und die beiden anderen lange davon ausgeschlossen blieben.
Dnach mussten wir unserem Leib was gutes tun… 🙂. Heute Abend geht es noch zu einem Flamenco Abend. Estella wies gestern daraufhin, das man sehr genau beobachten sollte, wie gut Tänzerin, Sänger und Gitarrist aufeinander abgestimmt sind… Wir sind gespannt…

Die kleine Bühne im Flamenco-Theater hat mich an die Fado-Vorstellung in Coimbra erinnert. Aber der kleine Raum hatte den Vorteil, dass wir quasi auf der Bühne saßen und die mitreißende Vorstellung lebensnah in 3D mitbekamen. Der junge Gitarrist spielte sehr konzentriert und fingerfertig. Der Sänger sang und klatschte klagend über Corazon, Dolor und Alma. Die junge Tänzerin wirkte anfangs etwas gehemmt, drehte aber dann voll auf.
Die Veranstaltung war um 20:30 Uhr zu Ende und als wir heraus auf die Straße traten, war dort mehr los als wir je zuvor gesehen hatten. Hombres in schicker Kleidung und Señoras in angesagtem Outfit überall zwischen den Touristen wie uns. Omas schieben den Enkel im Kinderwagen und Eltern sind mit ihrer Rasselbande unterwegs. Ein sehr lebendiges und fröhliches Ambiente.

Auch in unserer Rooftop-Bar war viel los. Sevillanos trafen sich dort zum Aperitif und machten Stimmung, bevor es von dort weiter in den Freitagabend ging.



