Die Siedlung Alexandrowka ließ König Friedrich Wilhelm III zum Gedenken an den befreundeten Zar Alexander I anlegen. zwölf Hofschaften mit 2-3 Morgen Land wurden den russischen Soldaten eines preussischen Sängercorps und ihren männlichen Nachfahren überlassen. Sie sollten sich und ihre Familien dort selbst versorgen und russische Kultur bewahren. So weit die Idee.
Die Potsdamer Seen wurden irgendwann als Sommerfrische beliebt und die Russen verpachteten ihre Häuser in den Sommermonaten an zugereiste Berliner, versuchten mit Schankwirtschaften schnelles Geld zu verdienen oder sich auf andere Weise durchzumogeln. Für die zwölf Familien gab es einen zivilen und militärischen Aufseher, der die Höfe regelmäßig inspizierte und auf Ordnung achtete. Den Versuch, die dörfliche russische Idylle in Potsdam zu konservieren, darf man getrost als gescheitert betrachten, aber die Anlage ist noch vollständig erhalten und bringt ländlichen Flair in die stetig wachsende Stadt. Lustig war der vietnamesische Museumswirtschafter der in bestem Berlinerisch die Geschichte der russischen Familie des Museumshauses herunter ratterte. Jetzt weiß ich auch, dass ein Morgen die Fläche ist, die ein Pferd zwischen Sonnenaufgang und Mittag pflügen kann.
Von dort aus ging ein Weg zu einer kleinen russischen Kapelle, die so klein war, das man sich gar nicht vorstellen kann, dass dort auch Gottesdienste stattfinden. Weiter führte der Weg zum Belvedere am Pfingstberg, welches auch ein Aussichtspunkt bietet über die Potsdamer Seenlandschaft, den wir uns aber erstmal geschenkt haben, da die Zeit knapp wurde und wir ja noch einen Termin in der Lieberman Villa hatten.
Villa Liebermann
Nach einer kurzen Stärkung mit Kaffee im Museumscafe trafen wir uns draussen im Garten mit Waltraud Bartsch, die uns in einer Führung durch Garten und Haus die Villa Lieberman näherbrachte. Max Liebermann hatte dieses Haus als Sommerfrische gekauft, um sich den gesellschaftlichen Verpflichtungen seines Berliner Hauses am Pariser Platz zu entziehen. Ein reicher Bankier hatte das See-Areal am Wannsee in große Grundstücke filetiert. Wobei Liebermann der eigentlich in Hamburg bauen wollte, dann doch hier das letzte freie Grundstück ergattert hat. In seiner Nachbarschaft wohnten Springer, Langenscheidt, von der Heydt und viele der damals wohlhabendsten Leute.
Er nutzte dieses Haus und natürlich seinen Garten um hier über 200 Gemälde und Zeichnungen, Skizzen anzufertigen. Diese schöne Zeit änderte sich schlagartig als die Nazis immer mehr Macht bekamen. Zu seinem 80. Geburtstag kamen noch sehr viele Freunde, Bekannte und Würdenträger. Bei seiner Beerdigung, drei Jahre später, blieben sie aus, da Juden immer stärker verfolgt wurden. Das traurige Ende des Hauses hat er nicht mehr miterlebt. seine Frau wurde gezwungen, es an eine Organisation der NSDAP zu verkaufen. Der Erlös floss auf ein Sperrkonto und wurde ihr vorenthalten. Martha Liebermanns nahm sich fast 80 jährig das Leben, als ihr die Deportation nach Theresienstadt drohte. Haus und Garten erlebten danach eine wechselhafte Geschichte, wobei der schöne Garten vollkommen zerstört wurde und das Wohnhaus vom Krankenhaus bis zum Segelverein alles mögliche beherbergte. Bis die Liebermann-Gesellschaft, die sich in den 90 er Jahren gründett, dem ein Ende bereitete und sich mit viel Engangment und Herzblut dafür einsetzte, Haus und Grundstück zu bekommen und es im ursprünglichen Zustand zu restaurieren. Bis auf die Innenaustattung die komplett durch Krieg und Fremdnutzung komplett verlorengegangen ist, ist der Gesellschaft das in wunderbarer Weise gelungen.