Reisen, Ereignisse und andere schöne Momente

Amiens, Abbeville und die Bucht der Somme (Mai 2023)

Alte Wunden und ein wundervoller Garten

Es ist Gott sei Dank schon lange her. Die Augenzeugen der Weltkriege sind verstorben und die alten Rivalitäten sind Champions League Endspielen gewichen. Trotzdem würde man als Däne oder Luxemburger unbeschwerter durch die Picardie reisen. Kaum ein Dorf das bei der Besetzung oder Befreiung nicht komplett zerstört wurde – meistens in beiden Fällen und in beiden Weltkriegen. Friedhöfe und Gedenktafeln überall und immer noch pflügen die Bauern die Knochen der Gefallenen ans Tageslicht. Selbst der Hase, der vor uns in den Straßengraben springt scheint zu denken, „Que diable! Encore les Allemands“.

Aber nach vielen Jahren deutsch-französischer Freundschaft und europäischer Gemeinschaft sind auch die Ressentiments begraben. Wenn man heute zackig und mit unverkennbar deutschem Akzent einen Café bestellt, hebt sich keine Augenbraue mehr.

Die Besichtigung der Kriegsgräber, Mausoleen, Bunker und Schützengräben haben wir uns trotzdem geschenkt. Das ist zu deprimierend. Allein den Raum in dem sich die französische und britische Regierung 1918 auf eine gemeinsame militärische Führung unter General Foch geeinigt hatten, haben wir uns angesehen. Ein großer Saal mit einem Gemälde von Napoleon I und seiner Frau, dem Foto eines entschlossen dreinblickenden Emmanuel Macron und ganz hinten in der Ecke, die Tische die man damals aus der Schule nebenan requiriert hatte, zudem ein großer ovaler Tisch mit Blättern zu jedem der damals anwesenden Militärs und Regierungsvertreter. 2008 hat man das Jubiläum in Doullens gefeiert und ein Großneffe dritter oder vierter Generation von General Foch war auch dabei.

Nachdem historischen Teil fragten wir uns, was wir jetzt anstellen sollten. Besuch der Zitedelle – och nö, Garten Maizincourt – machte erst um 14.00 Uhr wieder auf – also erst in gut zwei Stunden…, da traf es sich also gut das Mittagszeit war und gegenüber des Rathauses ein kleines Restaurant „le Gaspard“ mit guter Bewertung. Also nichts wie rein, im Laufe der nächsten Viertelstunde wurde das Rstaurant brechendvoll – also kein freier Tisch mehr – Rushhour in der Küche und bei den zwei Damen im Service. Aber das war meiner Meinung das leckerste Essen bisher in diesem Urlaub.

Danach sind wir zu unserem nächsten Ausflugspunkt gefahren in den Jardin de Maizicourt.

Hier arbeiten 3 Gärtner in Vollbeschäftigung plus der Dame des Hauses die bereits 80 Jahre alt ist. Ein riesengrosses Gelände (100.000 m2) mit vielen Gartenräumen bzw. Gartenzimmern. Von Schattenpflanzen bis Sonnenhungrigen Stauden über eine Obstbaumwiese, dann wieder Baumgruppen und viele Sichtachsen zu in Form geschnittenen Hecken aus Buchsbaum, Linguster oder Ilex und zwischendrin gibt es Hühner, Katzen, Esel. Ein Traum. Wir haben schon gesagt, der Garten wird jeden Tag anders aussehen und es wäre interessant in vier Wochen wieder vorbei zu schauen.