Morgens um 9:00 Uhr brennt die Sonne schon braune Flecken in den Rasen, als wir uns auf den Weg machen. „Auf den Weg machen „heißt hier genauer:
- Fahrräder und Steuergeräte zusammenpuzzlen,
- Feststellen dass das Rad (beliebiges Symptom hier eintragen), wenn (beliebige Indikation hier eintragen) mit anschließender Schrauberrunde,
- Erste, zweite und dritte Frage in die Runde, ob noch jemand Wasser will
- Erläuterung des heutigen Weges anhand der Karte mit Ankunftszeiten und Entfernungen, die sich später als Makulatur erweisen
- Zögerliche Beschlussfassung nun doch tatsächlich auf den Sattel zu steigen und zu fahren
Unter der immer sengenderen Sonne geht es dann von La Baule in Richtung der Region Brière. Das ist ein ausgedehntes Sumpfgebiet im Hinterland der Guerande. Wir fahren auf asphaltierten Sträßchen abseits des Autoverkehrs durch kleine Ortschaften an Feldern vorbei und durch schattige Alleen. In Breca gibt es einen Zwischenstopp mit einer Bootstour auf den Kanälen. Die befürchteten Mücken sind nicht zu sehen. Positiveres gibt es von der Tour nicht zu berichten. Gabi ist direkt an Land geblieben, hat ein wenig fotografiert und geschrieben.
Nachtrag: der Sumpf gehört den Anwohnern gemeinschaftlich. Nur wer dort wohnt, hat das Recht, ein Boot auf den Kanälen zu haben, dort zu jagen und zu fischen. Es sind ca. 150.000 Anlieger (erscheint recht hoch. Zahl nochmal prüfen). Dieses genossenschaftliche System funktioniert seit Jahrhunderten.
Von dort fahren wir zu einem Museumsdorf mit schönen Steinhäusern, fröhlich blühenden Büschen und Blumen. Zum Picknick treffen wir uns im Wald auf einer Wiese mit schattenspendenden Bäumen. Michalot ist noch beim Mischen des Salats und hat noch nichts vorbereitet. Wir helfen ihm und tragen die Sachen in den Schatten, bauen Tische, Bänke und Getränke auf und richten alles her. Der Salat von Michalot ist aber lecker!
Nach dem Mittagessen strampeln wir weiter in Richtung La Roche-Bernard. Die Akkus der Fahrräder und unsere Reserven gehen immer mehr der Neige zu. Roland freut sich mehrfach lautstark auf ein bald eintreffendes kühles Bier. Endlich in La Roche-Bernard angekommen, schenken wir uns den mittelalterlichen Ortskern und gönnen uns bei einer unfreundlichen Wirtin ein freundliches Stella-Artois.
Nachtrag: La Roche-Bernard wurde von einem normannischen Häuptling gegründet der sich politisch geschickt dem Herzog von Nantes unterwirft und dafür Titel und Land erhält. Seine Nachfahren sind weniger geschickt und schlagen sich im englisch-französischen Erbfolgekrieg auf die Seite der (französischen) Verlierer. Das Geschlecht der Normannes verliert sich im Nebel der Geschichte und La Roche-Bernard ist heute politisch bedeutungslos, erfreut aber durch den gut erhaltenen Ortskern (nicht gesehen wg. Stella-Artois s.o.) und durch den großer Sportschiffhafen in dem hübschen Fjord (nur kurz aus dem Bus gesehen wg. Stella-Artois).
Von dort geht es mit dem Bus nach Vannes ins Hotel. Das Zimmer ist aufgeheizt und ohne Klimaanlage, aber die Dusche ist groß und einladend. Es gibt noch eine Führung durch den Ort mit Kristin und ein Abendessen in der Brasserie des Halles. Wir sind froh als wir wieder im Hotel sind und erschöpft ins Bett fallen können.
Nachtrag: Vannes war lange die bedeutendste Stadt in der südlichen Bretagne – bis Rennes zur Hauptstadt der Region gekürt und die administrativen Funktionen dorthin verlagert wurden. Diese Bedeutungslosigkeit hat sie während der nachfolgenden Kriege weitgehend vor der Zerstörung geschützt. In der Innenstadt gibt es eine intakte Stadtmauer, eine gotische Kathedrale und viel altes Fachwerk.