Reisen, Ereignisse und andere schöne Momente

Geburtstag in Sevilla (Oktober 2025)

Stadtführung mit Estela

Heute Morgen mussten wir den Wecker stellen, um rechtzeitig um 9:45 Uhr an der Stierkampfarena zu sein. Dort treffen wir Estela, die uns heute Vormittag durch die Altstadt von Sevilla führt. Wir nehmen also wieder den Weg am Wasser entlang bis zur Brücke Isabel II, dann über die Brücke und noch ein paar Schritte bis zum Treffpunkt. Es gibt viel Kopfsteinpflaster auf dem Weg und Jogger die lieber den Fahrradweg entlang laufen, weil sich das leichter läuft.

Estela kommt aus Sevilla, hat dort Deutsch gelernt und danach einige Zeit in Wien gelebt. Mit einem fröhlichen „Gemma!“ gehts dann auch los. Wir laufen durch die Viertel El Arenal und Santa Cruz, durch kleine Gässchen und mit schönen Einblicken in Hauseingänge und Innenhöfe. Je näher wir den Weltkulturerbestätten La Giralda und Réal Alcazár kommen, desto hübscher und voller wird es.

Innenhof einer Sprachschule
Wohnhaus im Traditionalismo-Stil. Betonung der Handwerkskunst parallel zu Jugendstil, Art Deco sowie Art & Crafts anderswo in Europa
Einer von vielen hübschen Plätzen. Die Markisen werden im Sommer aufgespannt, um vor zu großer Hitze zu schützen.
Häufige Erdbeben haben dieser einstigen Moschee und neu errichteten Kirche sehr zugesetzt. Immer wieder sind Teile der Kuppel eingestürzt. Reste von allen Bauphasen findet man überall.
Bei der Pilzen (setas) waren wir natürlich auch. Kurzfassung: abgetakelte Markthalle soll neu gebaut werden mit viel Parkplatz unten drunter. Da sind aber Reste römischer Villen. 20 Jahre Stillstand und dann eine Ausschreibung, die ein deutscher Architekt gewinnt. Sevilla ist empört über das Bauwerk und alles war viel zu teuer. Jetzt steht es in jedem Reiseführer, die Touristen kommen, die Parkplätze sind da, die römischen Überreste kann man besichtigen, die Markhalle ist erneuert und ganz Sevilla findet die Setas jetzt prima.
Schmale Gassen
und große Plätze
Die Reinoso ist so eng, dass sie die Nachbarn von gegenüber küssen können. Das führt zu einer Unmenge an unvermeidlichen Fotos.
Wo so eine Kette unter dem Balkon hängt, hat der König übernachtet.

Wir erfahren viel über die Zeit der Mauren, die jüdische Gemeinde und die Reconquista, also die christliche „Befreiung“ durch den heiligen Ferdinand I. Der ist in seiner Gruft immer noch gut erhalten und lächelt einmal im Jahr die Besucher an, die eine gute Stunde Schlange stehen, um in die Gruft zu gelangen.

Vier hebräische Konsonanten in Form der iberischen Halbinsel: SFRD, gesprochen Sefarad. An die Geschichte der sephardischen Juden wird im Stadtbild erinnert.

Vorher hatte ich schon öfter von sephardische Juden gehört. Hier gab es dann die Herleitung, dass die Juden in Spanien und Portugal sich so bezeichnet hatten. Nach der Reconquista gab es das Alhambra-Edikt vom 31. März 1492. Das zwang die jüdische Bevölkerung von Kastilien und Aragon innerhalb von drei Wochen zum Christentum überzutreten oder das Land zu verlassen. Viele gingen ins benachbarte Portugal, wo sie sich fünf Jahre später in derselben Situation wiederfanden. Seitdem sind sephardische Juden überall auf der Welt verstreut.

„Die Spanische Inquisition (1478-1834) verfolgte systematisch Conversos (konvertierte Juden), die verdächtigt wurden, heimlich am jüdischen Glauben festzuhalten. Unter Tomás de Torquemada erreichte die Verfolgung ihren Höhepunkt mit Folter, Schauprozessen und Hinrichtungen.“

Wir kamen gestern Abend auf das Thema und lernten, dass Auswanderung vermutlich die bessere Wahl war.

Schön ist, dass die Menschen praktisch veranlagt waren und die Moscheen nicht etwa abrissen, sondern lediglich umdekorierten. Ein Glockenturm hier, ein Kreuz da und schon kann der Erzbischof einziehen.

Korantexte – Google Translate wusste damit nichts anzufangen.

Vor 400 Jahren war Sevilla eine Hafenstadt mit einem Handelsmonopol für die neue Welt. Der Hafen war der zweitgrößte Europas, nach Genua. In dieser Zeit hat sich Sevilla bereichert und Menschen aus allen Nationen angezogen. Hier wurden die ersten Importfrüchte wie Tomaten und Kartoffeln angebaut. Die waren damals noch ungenießbar, wurden aber von hier aus in Europa verbreitet. Mittlerweile mündet der Guadalquivir etwa 80 km weiter südlich in den Atlantik, das Monopol ist lange erloschen und die goldenen Zeiten vorbei.

Estela hat uns noch ein paar Tips für Flamenco-Abende, Azulejos, Süßigkeiten und Fächer gegeben, bevor wir uns beim Alcazár von ihr verabschiedet haben.

Wir haben dann uns danach erst einmal mit ein paar Tapas in einem früheren arabischen Bad gestärkt. Jetzt gibt es eine kurze Siesta im Hotel und gleich brechen wir dann auf, um den Real Alcazár zu erkunden..

Die Decke stammt noch aus der Zeit des maurischen Hamams

Im Bestreben der andalusischen Wirtschaft auf die Füße zu helfen und unsere zu schonen, haben wir uns von eine jungen Taxifahrerin zum Alcazár bringen lassen.

Eingangsbereich des Alcazár

Der Palast ist sehr weitläufig mit schönen arabischen Fresken, verzierten Holzdecken, lauschigen Innenhöfen mit Brunnen und Teich, Schattigen Veranden und zahllosen Kachelböden und -wänden. Man weiß gar nicht, wo man mit dem Fotografieren anfangen soll oder man es gleich lässt und sich einfach satt sieht. Wir haben uns für beides entschieden.

Placa Elvira – Ein Moment der Ruhe im Gewirr der Gässchen

Den Garten konnten wir nur zum Teil erkunden – zu einem sehr kleinen Teil! Dann schloss die Anlage nämlich und wir wurden hinauskomplimentiert. Wir haben uns mit Tapas und Tinto de Verano getröstet, sind langsam zurück gebummelt, haben noch ein Eis gegessen und einen schönen Papierwarenladen entdeckt.

Jetzt sitzen wir wieder im Hotel in der Rooftop-Bar und genießen den Ausblick.

The bar is open (again)

&

Falls ihr Estela Gonzales für euren Besuch in Sevilla kontaktieren wollt, findet ihr hier weitere Informationen:

https://www.sevillewithestela.com/de/