Reisen, Ereignisse und andere schöne Momente

Indian Summer in Neuengland (Oktober 2015)

Unterwegs in Massachusetts und Connecticut

Massachusetts – Sturbridge Village

Gestern früh, (3. Oktober) sind wir mit dem Mietwagen Richtung Hartford aufgebrochen, dem Ort, an dem Mark Twain über 17 Jahre mit seiner Familie, dem Butler George und zahlreichen Katzen gelebt hat.

Auf dem Weg dorthin haben wir einen Abstecher zum Old Sturbridge Village gemacht. Das ist sozusagen das Pendant zu Kommern. Alte historische Gebäude werden an der ursprünglichen Stelle abgebaut und an anderer Stelle zu einem neuen Ort zusammengefügt und historisch aufbereitet. Sehr nett gemacht.

In der Anlage stehen viele Apfelbäume, wo die Äpfel so lecker aussahen, dass Jochen an einem Baum zwei stibitzte. ..und die waren echt lecker.

Ich habe auch ein Streifenhörnchen gesehen, aber die sind so fix unterwegs, das es auf nimmer wiedersehen in den Bäumen verschwunden ist und sich für Jochen leider nicht mehr gezeigt hat.

Ein roter Ahorn! Das muss der Indian Summer sein.

Ein roter Ahorn! Das muss der Indian Summer sein

Connecticut – Mark Twains Haus

Wir haben uns, da der Highway, abgesehen von den Krombacher Seen, zu langweilig war, ein wenig ins Hinterland begeben.

Hier haben wir Neuenglands schöne alte Holzhäuser und natürlich auch die ersten Vorbereitungen zu Halloween entdeckt.

Halloween is coming
Mark Twain House

Die Woche vor der Reise hatte ich mit Tracy und Bridget gemailt und telefoniert, um die Führung durch’s Haus und die abendliche Gepenstertour zu arrangieren, damit wir nicht umsonst den Weg nach Hartford machen. Der junge Mann am Empfang sagte „Wir haben Sie schon erwartet, freut mich Sie zu sehen“ und machte sich auf die letztlich erfolglose Suche nach den Unterlagen, die Bridget vorbereitet hatte. Wir hatten Glück, dass die Touren noch nicht ausgebucht waren, sonst hätten wir uns mit dem Bildband aus dem Museumsshop über die verpasste Gelegenheit hinweg trösten müssen.

So standen wir 40 Minuten später glücklich in der Eingangshalle und bekamen einen unterhaltsamen Einblick in die Geschichte der Bewohner und des Hauses. Samuel Clemens Frau Olivia stammte aus einer sehr vermögenden Familie, die den Bau des Hauses finanzierte. Nach heutigem Geld betrugen die Baukosten knapp neun Millionen Euro und damit ließ sich schon die eine oder andere nette Idee verwirklichen. Im Salon gibt es neben dem runden Wintergarten und dem einladenden Erker auch eine deckenhohe, kunstvoll verzierte Kamineinfassung. Die hatte die Familie bei einer Reise durch Schottland auf einem Schloss entdeckt und dem Besitzer abgekauft. Wie das ganze Haus ist auch dieser Raum voll dunkler Vertäfelungen, dunkler Möbel und dunkler Tapeten. Trotzdem wirkt er freundlich und offen. Sam Clemens saß hier mit der Familie und hier erzählte er auch den Töchtern die abendliche Gutenachtgeschichte. Für die gab es feste Regeln über deren Einhaltung die Töchter streng wachten. Die Geschichte musste mit dem Bildnis einer Dame beginnen, das auf der Kamineinfassung stand. Dann musste der Pokal daneben vorkommen und so weiter, bis zu einem Landschaftsbild auf der gegenüberliegenden Seite. Insgesamt waren es zwölf feste Bestandteile. Jeder Gegenstand musste in der Geschichte erscheinen, die Reihenfolge durfte niemals geändert werden und jeden Abend musste eine andere Geschichte erzählt werden.

Auf der dritten Etage gab es ein Zimmer für George, den Butler, zu dem die Familie Clemens ein besonders herzliches Verhältnis hatte. Der wohnt zwar bei seiner Familie, aber da die Empfänge bei den Clemens oft bis spät in die Nacht gingen, hatte er hier ein zweites Zuhause, um nicht zu später Stunde den Heimweg antreten zu müssen. George spielte bisweilen mit Sam Clemens Billiard und diente als Vorlage für den Jim aus Huckleberry Fynn. Später, als die Clemens das Haus verlassen und verkauft hatten, sagte Sam Clemens rückblickend, George sei eines Tages gekommen, um die Fenster zu putzen und sei 17 Jahre geblieben.

Auf unsere abendliche Gespenstertour war ich ja schon sehr gespannt. Halloween ist in Sicht und so ein dunkles neugothisches Haus aus viktorianischer Zeit ist der passende Rahmen für ein wenig übersinnliche Unterhaltung. Nach Einbruch der Dunkelheit begann die Tour im fahlen Schein der früheren Gasleuchten angenehm schaurig und steigerte sich von einem Raum zum nächsten zu blankem Entsetzen. Unsere „Graveyard Shift Ghost Tour“ war nichts anderes als eine Führung durch das Haus zu später Stunde. Bis auf die spärliche Beleuchtung glich sie fast wörtlich der Führung, der wir zwei Stunden zuvor gefolgt waren. Ausreichend geschockt für diesen Abend haben wir uns höflich verabschiedet und auf den Rückweg nach Boston gemacht. 

Den Plan, einen Zwischenstopp in einer netten Pension zu machen und am nächsten Tag noch ein wenig über die Dörfer zu fahren haben wir verworfen, weil wir nichts Passendes fanden und irgenwann auch keine Lust mehr zum Weitersuchen hatten. Um 23 Uhr endlich zurück in unserem Bostoner Hotel sind wir aus den Schuhen ins Bett gekippt und noch im Fallen eingeschlafen. Nach deutscher Zeit war es da fünf Uhr früh – das hängt noch eine Weile nach.